Wenn wir schlafen, dann stellt unser Gehirn nicht einfach ab. Stattdessen sind während des Schlafs manche Hirnbereiche sogar aktiver, als im Wachzustand. Doch was geschieht in dieser Zeit in unserem Gehirn? Das erfährst du in diesem Artikel.

Schlaf ist die effizienteste Weise, um unser Gehirn und unseren Körper zu resetten und zu regenerieren. Doch wie kann man sich das vorstellen?

Schlaf entsteht nicht in einer einzelnen Hirnregion, sondern wird durch ein ganzes Netzwerk initialisiert. Zum einen spielt hier die innere Uhr eine Rolle, die uns sagt, dass es Abend wird und wir nun schlafen sollten. Zum anderen gibt es Signale aus unserer Umwelt, die in unserem Körper verschiedene Prozesse anstoßen, sodass der Körper langsam herunterfährt und müde wird.

Welche Schlafphasen gibt es?

Sobald wir vom Wach- in den Schlafzustand übergegangen sind, schlafen wir nicht einfach nur gleichmäßig durch, sondern der Schlaf variiert je nach Schlafphase. Unser Schlaf wird in zwei unterschiedliche Arten von Schlaf unterschieden: REM-Schlaf und Non-REM-Schlaf.

Der normale, gesunde Schlaf besteht aus REM-Schlafstadien und aus Non-REM-Schlafstadien, die zyklisch aufeinander folgen. Ein Zyklus dauert etwa 90 Minuten und besteht aus den unterschiedlichen Schlafstadien:

Non-REM Schlaf wird in 4 Stadien oder Schlafphasen unterteilt. Phase 1, 2, 3 und 4, die in der Tiefe variieren. In den leichten Schlafphasen zu Beginn des Schlafs 1 und 2, wird der Herzschlag langsamer, die Körpertemperatur fällt und die Gehirnwellen Frequenz sinkt.

  • Stadium 1 bezeichnet den Übergang zwischen dem Wachen und Schlafen, während dem man auf einem EEG Theta-Wellen messen kann. Es zeichnet sich aus durch einen leicht herabgesetzten Muskeltonus und langsame, rollende Augenbewegungen. Ein gesunder Erwachsener verbringt etwa 5 % seiner gesamten Schlafzeit in diesem Schlafstadium.
  • Stadium 2 kennzeichnet den Hauptanteil des Schlafs (EEG-Muster: Schlafspindeln und K-Komplexe) und umfasst ca. 50 % der Schlafzeit.
  • Stadium 3 und 4 (auch als Tiefschlaf oder „slow wave sleep“ bezeichnet) sind die tiefsten Schlafphasen und nehmen beim jungen Erwachsenen etwa 20 % der Schlafzeit ein. Mit zunehmenden Alter vermindert sich der Anteil des Tiefschlafs deutlich.

REM steht für Rapid-Eye-Movement. In dieser Phase bewegen sich die Augen unter dem geschlossenen Lid sehr schnell (daher auch der Name). Während des REM Schlafs zeichnet das EEG ähnliche Hirnaktivität wie im Schlafstadium 1 auf, doch in dieser Phase zeigt sich eine ausgeprägte Muskelatonie (das Fehlen von Spannung, der glatten oder der quergestreiften Muskulatur). In dieser Phase haben wir die lebhaftesten, luzidesten Träume, sie macht etwa 20–25 % der Schlafzeit aus. REM Schlaf fördert ebenso die Kreativität, da in dieser Phase Informationen miteinander verbunden werden, sodass wir morgens auf einmal mit Lösungen für Probleme aufwachen, bei denen wir am Tag zu vor nicht weitergekommen sind.

In den tieferen Schlafphasen produziert das Gehirn dann größere, stärkere Hirnwellen. In diesen Phasen wird das Immunsystem des Körpers sozusagen wieder aufgeladen (es finden restaurative Prozesse statt). Non-REM Schlaf unterstützt das Gedächtnis, Erinnerungen zu generieren und abzuspeichern.

Ebenso ist Schlaf wichtig für Lernprozesse und Immunfunktionen.

Non-REM und REM Schlafphasen wechseln sich während der Nacht ab. Ein Zyklus dauert etwa 70–90 Minuten. Danach beginnt das Ganze von vorne. Zu Beginn der Nacht werden die Stadien 1–4 nacheinander durchlaufen, bevor die erste sehr kurze REM-Schlaf-Periode auftritt. Es ist aber so, dass sich das Verhältnis der zeitlichen Anteile über die Nacht hinweg ändert. In der ersten Hälfte der Nacht besteht der Großteil des 90-minütigen Zyklus aus Non-REM Schlafphasen (2, 3 und 4). In der zweiten Hälfte der Nacht und des Schlafs werden die Anteile an REM Schlaf immer größer. Sie nehmen, neben Non-REM Schlafphase 2, somit einen Großteil des kompletten 90-minütigen-Zyklus ein.

Wenn wir also normalerweise acht Stunden schlafen, während einer Nacht aber nur sechs, weil wir früher aufstehen müssen, dann heißt das nicht nur zwei Stunden weniger. Es bedeutet, dass wir einen Großteil des REM Schlafes verlieren, weil dieser eben in den letzten Stunden einen so großen Anteil ausmacht.

Quellen:

*Berger, M. (Ed.). (2019). Psychische Erkrankungen: Klinik und Therapie-enhanced ebook. Elsevier Health Sciences.

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