Psychische Störungen werden in unserer Welt leider immer noch viel zu sehr stigmatisiert, was bei Betroffenen viel Leid verursacht. In diesem Artikel bekommst du das Wissen vermittelt, mit dem wir der Stigmatisierung psychischer Krankheiten ab sofort ein Ende setzen können.
Viele Menschen, die psychisch erkranken, leiden nicht nur an ihren Symptomen, sie leiden zusätzlich an der Stigmatisierung, die mit psychischen Störungen einhergehen. Während es gesellschaftlich akzeptiert und völlig normal ist, körperlich krank zu sein, möchte niemand psychisch krank sein.
Lieber hat man also z. B. eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, eine Zöliakie oder Allergie, statt (nach gründlicher Ausschlussdiagnostik) die Worte gesagt zu bekommen: „Dann ist das, was Sie haben, wahrscheinlich psychosomatisch“ (obwohl man die psychosomatischen Beschwerden heilen kann, die eben genannten körperlichen Leiden nur lindern).
Warum könnte das so sein, dass wir lieber keine „Psycho“-Diagnosen haben möchten?
1. Falsches Verständnis des Wortes
Das Wort „Psycho“ wird häufig mit den Wörtern „gestört“, „verrückt“ und „Psychopath“ in Verbindung gebracht, welches offensichtlich negativ behaftete Begriffe sind. Der Ursprung hierfür kommt wahrscheinlich aus dem falsch verwendeten allgemeinen Sprachgebrauch. Abgeleitet aus dem Englischen, wo man folgende Definitionen findet:
A psychopath.
A person who is psychotic or otherwise insane.
A person who acts in a bizarre or dangerous manner.
Quelle: wordnik.com
Im deutschen Duden findet man hingegen folgende Bedeutungen:
Kurzform für Psychokrimi
Person, die psychisch krank ist.
Quelle: duden.com
Was im allgemeinen Sprachgebrauch jedoch falsch verwendet und verstanden wird ist, dass der Wortursprung ein anderer ist, denn schließlich geht es um unserer „Psyche“:
Gesamtheit des menschlichen Fühlens, Empfindens und Denkens; Seele
Herkunft griechisch psȳchḗ = Hauch, Atem; Seele
Quelle: duden.com
2. Falscher Umgang im Alltag mit psychischen / psychiatrischen Diagnosen
Das größte Problem an psychischen oder psychiatrischen Diagnosen ist, dass körperliche und psychische Krankheiten nicht gleichgestellt und vor allem nicht gleich behandelt werden.
Wenn jemand Bluthochdruck hat, dann geht er zum Arzt, der Arzt untersucht den Menschen und stellt beispielsweise fest: „Sie haben Bluthochdruck“. Er verschreibt Medikamente und im besten Fall bespricht der Arzt noch, ob die Person etwas an ihrer Lebensweise ändern kann und somit Einfluss auf den Bluthochdruck nehmen kann.
Wenn jemand Schlafstörungen hat, sich nicht mehr konzentrieren kann, sich zu nichts mehr aufraffen kann, sich über nichts mehr freuen kann, dann stellt sich die Person die Frage: „Was ist nur los mit mir? Warum klappt es nicht mehr so, wie es immer geklappt hat? Warum kann ich nicht einfach wieder so sein wie früher? Ich muss wohl faul sein, ich mach irgendetwas falsch.“ Diese Person sieht eine Schuld bei sich selbst. Und wenn dieser Gedanke nicht von einem selbst stammt, dann wird er der Person vielleicht vom Umfeld eingeredet: „Reiß dich mal zusammen. Einfach mal ein bisschen Ausdauer zeigen…“
Körperliche Krankheiten bekommt man.
An psychischen Krankheiten ist man selbst Schuld. Psychisch krank zu sein, bedeutet schwach zu sein.
Bei psychischen Störungen findet häufig eine Identifizierung mit sich selbst statt: „Ich bin psychisch krank.“ Anstatt dass wir uns fragen, welches Organ im Körper wohl momentan aus dem Gleichgewicht und krank ist, nehmen wir an, dass es unser Selbst ist, dass krank ist.
Wir identifizieren uns mit unserer Psyche, weil wir annehmen, dass es die Psyche (allein) ist, die uns zu dem Menschen macht, der wir sind.
Auch wenn eine psychische Störung in der akuten Krankheitsphase unsere Gedanken, unsere Gefühle, unser Verhalten, unser Empfinden und/oder unsere Wahrnehmung verändern kann, bedeutet das nicht, dass wir durch sie zu einem anderen Menschen werden.
Wir sind nicht unsere Psyche. Die Psyche ist ein Teil von uns. Ein Teil vom Ganzen.
Leichter verständlich wird es, wenn man versteht, dass unsere Psyche, unser Geist in unserem Gehirn entsteht.
Das Gehirn erschafft alle Facetten unsere Psyche (unseres Geistes)
Warum behandeln wir dann körperliche und psychische Krankheiten so unterschiedlich, wenn wir doch wissen, dass die Psyche im Gehirn entsteht.
Die Wissenschaftlerin Kay Tye erforscht unsere Psyche indem sie Schaltkreise des Hirns untersucht
How does our brain give rise to emotion? Gefühle und Emotionen sind nicht messbar und daher nur schwer erforschbar. Darum misst man das Verhalten, um eben dies zu untersuchen.
Menschliches Verhalten basiert auf zwei unterschiedlichen Motivationen: etwas Positives anstreben oder etwas Negatives vermeiden.
Optogenetik Tools (Die Optogenetik ist eine biologische Technologie, um zelluläre Aktivität mit Licht kontrollieren zu können) können gewisse Neuronen im Hirn beeinflussen und steuern und die Kommunikation verschiedener Neuronen miteinander messen.
In der Forschung können die Wissenschaftler genetisch Neuronen und ihre Lichtsensitivität verändern, sodass sie sensitiver auf Licht reagieren und dann Licht nutzen, damit sie darauf reagieren (sie feuern). Dadurch wird ein Verhalten ausgelöst und so kann man messen welche Schaltkreise im Hirn aktiviert und involviert sind.
Wenn also diese Gene in Neuronen gebaut werden und ein blaues Licht dorthin gestrahlt wird, dann ändert dies wie die Neurone Signale zu anderen Neuronen senden. Und so wird das Verhalten in den Tieren verändert.
In der Forschung der Wissenschaftlerin Kay Tye wurde vor allem der Bereich der Amygdala betrachtet. Es ist bekannt, dass die Amygdala wichtig für Emotionen ist. Zudem stellt sie eine Form in the rosa / Weggabelung dar, sodass die Aktivierung eines Pfades positive Emotionen hervorbringt und die Aktivierung eines anderen Pfades negative Emotionen und Avoidance.
Mit ihrer Forschung an Mäusen im Zusammenhang mit Angstverhalten konnte sie zeigen, dass durch das Anschalten des Lichts und somit der Aktivierung bestimmter Neuronen das Verhalten sofort von jetzt auf gleich verändert werden konnte. Mit dem Lichtschalter konnte sie sozusagen das Verhalten an und ausschalten und somit zeigen, dass unser Gehirn unsere Psyche steuert.
Die Forschung konnte also zeigen dass eine spezifische Veränderung der Schaltkreise des Hirns spezifische Veränderungen im Verhalten verursachen.
Bewusstes Verhalten das wir zeigen, ist gesteuert von Zellen in unserem Gehirn.
Mit der Forschung haben sie Schaltkreise gefunden, die Angst, complusive overaeating, Soziale Interaktion, Vermeidung und andere steuern.
Bisher dachte man, dass Funktionen des Minds der Psyche von bestimmten Hirnregionen gesteuert werden. Aber die neue Forschung zeigt, dass innerhalb einer Hirnregion unterschiedliche Neurone gibt, die unterschiedliche Dinge tun. Die Funktionen werden teilweise definiert durch die Pfade, die sie nehmen.
Diese Forschung kann für die Behandlung von psychischen Krankheiten eingesetzt werden. Der Fokus sollte auf gewissen Schaltkreisen im Hirn sein, um Krankheiten zu lindern und heilen. Diagnosen sollten aufgrund von Verhaltenssymptome und messbaren Hirnaktivitäten gestellt werden.
Wir wissen aufgrund der Neuroplastizität des Hirns, dass sich as Hirn stets umformen kann und neue Verbindungen bauen kann.
Das Umprogrammieren neuronaler Schaltkreise könnte also nicht nur eine Form der Behandlung psychischer Krankheiten sein, die zudem keine Nebenwirkungen hat, sondern sogar eine Möglichkeit der Heilung.
Wenn wir verstehen, dass kleine Zellen in unserem Gehirn unser Verhalten steuern und auch unsere Gefühlswelt, dann können wir vielleicht auch diese Stigmatisierung stoppen.
Warum werden psychische Störungen oder Krankheiten in unserer Welt so sehr stigmatisiert, dass Menschen, die Hilfe benötigen, diese nicht nehmen?