Schlaf ist nicht nur wichtig für unser Wohlbefinden, sondern auch für unsere körperliche und psychische Gesundheit. Wie sich Schlafmangel konkret auf unser Immunsystem, auf unsere Gene und auf unsere mentale Gesundheit auswirkt, erfährst du in diesem Artikel.
Die Auswirkung von Schlafmangel auf das Immunsystem
Damit wir Menschen gesund sein können, brauchen wir u. a. ein funktionierendes Immunsystem. Das Immunsystem ist das körpereigene Abwehrsystem, das uns vor Krankheiten schützt und Krankheiten bekämpft und heilt, wenn wir bereits erkrankt sind. Wer genauer verstehen möchte, wie das Immunsystem funktioniert, der kann dies hier nachlesen.
Unser Immunsystem besteht aus unterschiedlichen Immunzellen, die verschiedene Aufgaben erfüllen. So gibt es z. B. die natürlichen Killerzellen, die eingedrungene Bakterien, Viren oder andere Zellen, die für den Körper eine Gefahr darstellen (z. B. Krebszellen), eliminieren können. Doch genau diese natürlichen Killerzellen sind nicht mehr ausreichend im Körper vorzufinden, wenn wir nicht genügend schlafen.
In einer Studie von Matt Walker und Kollegen wurde den teilnehmenden Probanden der Schlaf gekürzt und dann geschaut, was dann mit dem Immunsystem geschieht. Eine Nacht, in der die Probanden nur vier Stunden schlafen durften, führte bereits dazu, dass im Körper 70 % weniger natürliche Killerzellen gemessen wurden. Aus diesem Grund gibt es auch bei Personen, die Schicht arbeiten, ein erhöhtes Risiko an Krebs zu erkranken.
In einer anderen Studie wurde Personen eingeteilt, die sechs Tage am Stück nur vier Stunden pro Nacht schlafen durften. Die andere Gruppe durfte durchschlafen. Nach diesem Zeitraum bekamen die Probanden beider Gruppen eine Grippeimpfung. Untersucht wurde, wie der Körper auf diese Impfung reagiert. Die Gruppe, die nur vier 4 Stunden pro Nacht geschlafen hatte, zeigten eine 50 % geringere Antikörperbildung. Das deutet darauf hin, dass wenn man vor einer Impfung zu wenig Schlaf bekommt, sich dies so auf die Impfung auswirkt, sodass diese weniger wirksam ist.
Wenig verwunderlich ist dann auch, dass in anderen Studien herausgefunden wurde, dass Personen, die weniger als sieben Stunden oder weniger in der Nacht schlafen, eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit vorweisen eine Erkältung zu bekommen.
Oder auch, dass Frauen, die fünf Stunden oder weniger pro Nacht schlafen, eine 70%ige Wahrscheinlichkeit haben eine Lungenentzündung zu bekommen.
Schlafmangel schwächt also unser Immunsystem und erhöht die Wahrscheinlichkeit krank zu werden. Gleichzeit ist ein guter Schlaf notwendig, damit unser Immunsystem funktionieren kann.
Ein wesentlicher Faktor, der bisher außen vor gelassen wurde, ist Stress. Wer unter Schlafstörungen leidet, steht unter permanenten Stress für Körper und Geist. Wie die Wissenschaft weiß, gilt chronischer Stress als Immunsuppressor, sodass Stress das Risiko für zusätzliche Erkrankungen erhöht.
Was zudem herausgefunden wurde, dass während des Schlafs und vor allem in den tiefen Non-REM die Produktion verschiedener Immunfaktoren stimuliert werden. Außerdem wird die Sensitivität des Körpers auf diese Immunfaktoren erhöht. Sodass wir also morgens ausgeschlafen, mit einem gestärkten Immunsystem aufstehen können.
„Du kannst schlafen, wenn du tot bist“ ist also ein unglaublich dummer Ratschlag. Denn je kürzer dein Schlaf, desto kürzer dein Leben.
Besser passt „ausgeschlafene Menschen sind gesünder und leben länger!“
Wie die Genaktivierung von unserem Schlaf beeinflusst wird
Unsere Gesundheit hängt jedoch nicht nur direkt vom Immunsystem ab, sondern es gibt weitere Faktoren, die hier eine Rolle spielen. So auch gewisse Gene, wie in einer Studie von der Arbeitsgruppe um Matt Walker. Hierbei wurden die Probanden wieder in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe durfte eine Woche lang nur sechs Stunden pro Nacht schlafen (was auf eine verkürzte Schlafdauer hinweist), während die Kontrollgruppe durchschlafen durfte. Nach dieser Phase wurde die Genaktivität gemessen. Was herausgefunden wurde ist, dass 711 Gene in ihrer Funktion gestört waren. Von diesen 711 Genen war zu erkennen, dass die Hälfte der Gene in ihrer Aktivität gesteigert war, die andere Hälfte der Gene reduziert.
Die Gene, die in ihrer Aktivität reduziert oder gar ausgeschaltet waren, stehen im Zusammenhang mit unserem Immunsystem. Dies zeigt, dass sogar durch eine geringe Schlafreduktion von etwa zwei Stunden pro Nacht die Immunabwehr nicht mehr so funktionieren kann, wie sie sollte und es für gewöhnlich auch tut.
Die Gene, die in der Aktivität gesteigert waren, stehen hingegen im Zusammenhang mit der Entstehung von Tumoren, chronischen Entzündungsreaktionen und Stress und daher auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Somit kann man aus diesen Ergebnissen schließen, dass durch Schlafmangel nicht nur unser Immunsystem geschwächt wird, sondern, dass dadurch das Auftreten von schwerwiegenden Krankheiten sogar begünstigt wird.
Der Zusammenhang von mentaler Gesundheit, mentalen Krankheiten und Schlafentzug
Schlaf wirkt sich jedoch nicht nur körperlich auf unsere Gesundheit aus, sondern auch psychisch. Dieses Wissen ist eigentlich keine neue Erkenntnis, da in der Wissenschaft schon lange bekannt ist, dass bei jeder schwerwiegenden psychischen Krankheit auch gleichzeitig Schlafstörungen auftreten.
Leider wird dieses Wissen jedoch vielmals einfach ignoriert. Doch das ist fatal, denn es gibt nicht nur ein zufälliges, paralleles Auftreten von psychischen Krankheiten und Schlafstörungen. Die Verbindung ist deutlich stärker, denn sie sind auch auf körperlicher Ebene im Gehirn miteinander verbunden. Die neuronalen Netzwerke, die für den normalen Schlaf sorgen, überschneiden sich mit denen, die für psychische Gesundheit sorgen.
Bei einer Studie konnte man erkennen, dass bei Personen mit einer bipolaren Störung bereits Schlafstörungen vorgewiesen wurden, lange bevor die Krankheit ausbrach und die Diagnose gestellt war. In einer anderen Studie konnten Wissenschaftler zeigen, dass die Symptomatik bei Paranoia um 50 % reduziert werden konnte, als der Schlaf stabilisiert wurde (Dan Freeman).
Schlafstörungen beschleunigen und verschlimmern somit bestimmte psychische Krankheiten. Das bedeutet, dass wenn man Schlafstörungen bei „vulnerablen“ Menschen als Frühwarnzeichen feststellt, kann man rechtzeitig intervenieren und somit in den Verlauf der psychischen Störung eingreifen.
Somit kann man Schlaf auch als eine Art therapeutisches Mittel ansehen. Wenn man den Schlaf normalisiert und stabilisiert, dann kann man betroffene Personen nicht nur generell gesünder machen, man kann sogar einige Symptome von psychischen Krankheiten reduzieren oder gar eliminieren.
[…] Ebenso ist Schlaf wichtig für Lernprozesse und Immunfunktionen. […]